Seit diesem Frühling führt die Pädagogische Hochschule Bern (PHBern) ein CAS (Certificate of Advanced Studies) für Personen mit ausländischem Lehrdiplom durch. Die Weiterbildung ist eine von mehreren Massnahmen, die dem nach wie vor bestehenden Lehrpersonenmangel entgegenwirken soll.
Pro Jahr rund 40 ausgebildete Lehrpersonen zusätzlich an den Schulen
Im November beginnt die zweite Durchführung mit 26 Teilnehmenden. Aufgrund der grossen Zahl an Interessierten gibt es schon eine Warteliste für zukünftige Durchführungen. Im Weiterbildungslehrgang stehen für die bereits pädagogisch ausgebildeten Personen die individuelle Sprachförderung und das Kennenlernen des Bildungssystems im Kanton Bern im Fokus. Damit können jährlich rund 40 zusätzliche Lehrpersonen für die Arbeit in der Schule gewonnen werden. Die im Ausland ausgebildeten Lehrpersonen arbeiten teilweise bereits jetzt an einer Schule, z.B. als Klassenhilfe oder an einer Tagesschule. Mit dem CAS werden sie darüber hinaus befähigt, einen Berufsauftrag als Lehrperson an einer Schule im Kanton Bern zu übernehmen.
Nathalie Glauser, Verantwortliche bei der PHBern für das CAS, zieht ein positives Fazit: «Das Niveau im Weiterbildungslehrgang war hoch, und die Teilnehmenden hatten aufgrund ihrer pädagogischen Ausbildung und Erfahrung entsprechend hohe Ansprüche, auch an sich selbst.» Die Teilnehmenden würden allesamt eine langfristige Anstellung in Kombination mit Weiterbildungen im pädagogischen Bereich anstreben, so die Dozentin am Institut für Weiterbildung und Dienstleistungen (IWD) der PHBern. «Neben ihrem pädagogischen Potential begegnen diese Lehrpersonen mit ihrem Hintergrund und ihren Kompetenzen Themen wie z.B. Integration und Diversität anders und bringen neue Sichtweisen in die Schulen ein», sagt Glauser.
Schulen und Teilnehmende profitieren gleichermassen
«Der Weiterbildungslehrgang ist sehr empfehlenswert, nicht nur wegen der erworbenen Kenntnisse und Kompetenzen, sondern auch wegen der vielen Tipps aus der Schulpraxis», sagt Irena Ivanova. Sie stammt aus Mazedonien und hat dort acht Jahre als diplomierte Lehrerin auf der Primarstufe gearbeitet. Im August hat sie parallel zum CAS angefangen, an der Primarschule Bözingen in Biel zu arbeiten. Und für Olha Hamidova ist klar: «In dieser Weiterbildung habe ich viel über das Bildungssystem in der Schweiz gelernt. Genau das hat mir in meinem Berufsalltag gefehlt.» Die Ukrainerin ist ausgebildete Deutsch- und Ukrainisch-Lehrerin und hat in der Ukraine unter anderem Deutsch unterrichtet. Sie arbeitet nun an der Volksschule der Stadt Bern im Fach «Deutsch als Zweitsprache» (DaZ).
«Die Unterstützung durch das CAS ist bei der Anstellung sowie in der Einarbeitungsphase stark spürbar», sagt Stephanie Thüring. Sie ist Schulleiterin an der Schule Biel, an der auch Irena Ivanova arbeitet. «Jede Person wird individuell auf ihre zukünftige Stelle vorbereitet, was den Einstieg sehr erleichtert», so Thüring weiter. Für Bildungsdirektorin Christine Häsler ist klar: «Die Schulen erhalten durch diese bereits ausgebildeten Lehrpersonen eine wertvolle Unterstützung und den Kursteilnehmenden selbst bietet sich eine langfristige berufliche Perspektive.»
Das CAS «Unterrichten mit ausländischem Diplom» ist eine von vielen Massnahmen, welche die Bildungs- und Kulturdirektion (BKD) gemeinsam mit den Pädagogischen Hochschulen sowie den Berufsverbänden Bildung Bern, dem Verband Schulleitungen Bern (VSLBE) und dem Verband Bernischer Gemeinden (VBG) in den letzten Jahren entwickelt hat. Diese Zusammenarbeit ermöglicht es, laufend und situationsgerecht neue Massnahmen gegen den Lehrpersonenmangel zu entwickeln.