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13. Juni 2024
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Medienmitteilung der Bildungs- und Kulturdirektion
:
Via App hochalpine archäologische Funde melden

Jedes Jahr geben Gletscher sowie Eis- und Schneefelder im Hochgebirge archäologische Überreste frei. Neu können Berggängerinnen und Berggänger solche Entdeckungen mit der App IceWatcher direkt dem Archäologischen Dienst des Kantons Bern melden. Die Funde haben im Eis zum Teil Jahrtausende überdauert und können sehr bedeutend sein.

In den Hochalpen finden sich immer häufiger Gegenstände, meist sind es Teile von Bergsteigerausrüstungen der jüngsten Vergangenheit. Manchmal aber auch unscheinbare Objekte, deren Alter nicht ohne Weiteres zu bestimmen ist. Oft handelt es sich um archäologisch wertvolle Funde aus Holz, Stoff oder Leder, die normalerweise aufgrund von Abbauprozessen nicht erhalten bleiben. Einmal aufgetaut, sind die Gegenstände gleich Zersetzungsprozessen ausgesetzt. Dies führt sehr schnell zum Zerfall der empfindlichen Materialien. Es ist wichtig, solche Funde rasch zu melden und zu bergen, damit sie nicht für immer verloren gehen. Die neue App IceWatcher schafft hier Abhilfe.

So funktioniert die App

Mittels der App IceWatcher können Berggängerinnen und Berggänger solche Funde in wenigen Schritten den zuständigen kantonalen Fachstellen melden. In der App wird zuerst die Art des Fundes ausgewählt (wie Holz, Textilien oder Metall). Dann folgen eine Nahaufnahme zusammen mit einem anderen Gegenstand zur Grössenangabe – zum Beispiel mit einem Sackmesser – und eine Aufnahme der Umgebung. Die Daten werden von der App automatisch mit dem Standort versehen und anschliessend dem Archäologischen Dienst des Kantons Bern übermittelt. Die Fachstelle beurteilt die Funde und leitet die geeigneten Massnahmen für deren Bergung und fachgerechte Konservierung durch Spezialistinnen und Spezialisten ein. Generell sollten die Objekte nicht berührt werden. Zudem sollte die Fundstelle mit Steinen oder Stangen markiert werden, damit sie einfach wieder gefunden wird.

Die App IceWatcher wurde von der Kantonsarchäologie Wallis lanciert. Sie ist in den Kantonen Bern, Wallis, Graubünden, Uri und Waadt sowie in den Alpengebieten von Frankreich, Italien und Österreich anwendbar.

Gebirgsübergänge als Zeugen menschlicher Aktivitäten

Im Kanton Bern konnten im Hochgebirge schon mehrere Hundert freigeschmolzene Objekte aus Metall oder organischen Materialien geborgen werden. Sie stammen aus einem Zeitraum von der Jungsteinzeit bis zur Frühen Neuzeit. Die Funde liefern äusserst wertvolle Informationen zu menschlichen Aktivitäten im Hochgebirge, zur materiellen Kultur, zu regionalen und überregionalen Verkehrswegen und Kontaktnetzen sowie zur globalen Klimageschichte. So zeugen zum Beispiel die Funde aus dem schmelzenden Eisfeld am Schnidejoch in der Gemeinde Lenk von der Begehung des Passübergangs in klimatischen Warmphasen seit 6500 Jahren. Am Lötschenpass in der Gemeinde Kandersteg wurden Teile von mindestens sechs frühbronzezeitlichen Pfeilbogen gefunden. Davon sind drei fast vollständig erhalten. Von mehreren Fundstellen sind auch römische Münzen bekannt.

Die App IceWatcher ist kostenlos für Smartphones (iOS, Android) erhältlich.

Mediendokumentation

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